Wien New Deal beim Europäischen Forum Alpbach

Ein gemeinsamer Dialog inmitten der Natur, der neue Blickwinkel auf die Klimakrise eröffnet und Wege in eine lebenswerte Zukunft aufzeigt.

Wie können wir erstrebenswerte Zukunftsvisionen für die Klimabewegung erschaffen, um einen notwendigen Kontrast zu den gängigen dystopischen Narrativen der Klimadebatte zu setzen? Welche Handlungsfelder, Aktionen und Allianzen braucht es, um diese in die Realität zu überführen?

Klimawandel zu stoppen ist unsere Mission „Man on the Moon“, betont Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. Es ist die Aufgabe der Politik, Visionen und Missionen zu erschaffen. Er ruft auf, hier mutig zu denken, ambitionierte Ziele zu setzen und Menschen zu bewegen, diese ehrgeizigen Ziele mit Hilfe neuer Technologien und Methoden, sowohl bestehenden als auch noch nicht erdachten, umzusetzen.

„Wir müssen lokale Akteure dazu befähigen, zu Gestalter*innen des Wandels zu werden.“
Roxana Dela Fiamor

Roxana Dela Fiamor (E3G) vergleicht die Klimabewegung mit einer Geburt: Würde man den Moment mit unwissenden und neuen Augen betrachten, wirkt er furchteinflößend, brutal und voller Schmerz. Doch dieser Moment des Schmerzes ein unabdingbarer Bestandteil des schöpferischen  Prozesses, für Neues: Ähnlich bei der Klimabewegung: Auch scheinbar hoffnungslose Phasen sind Teil eines kreativen Wandels. Sie bereiten den Weg für eine nachhaltige Zukunft. „We are the midwives of the climate transformation.“

Wie gehen wir über Worte hinaus? Roxana Dela Fiamor betont die Bedeutung klarer Rahmenbedingungen für kollaborative und partizipative Prozesse – besonders in Zeiten der Unsicherheit. Nur so kann echter Wandel entstehen.

Hierfür nennt sie folgende Prinzipien:

  1. langfristiges Denken und langfristige Prozesse, die über „quick fixes“ hinausgehen
  2. die kontinuierliche Adaption der langfristigen Visionen an wechselnde Realitäten
  3. Konkret fordert sie eine Integration des Konzept von „humble leadership“ auf der Gemeindeebene: Wie kann Leadership serviceorientiert und selbstreflektierend gedacht und in internen Strukturen verankert werden?
  4. Agency: Jeder Mensch kann zum „Agent“ der Transformation werden. Es geht darum, dieses Potential freizusetzen.
„Wir brauchen positive Zukunftsvisionen.“
Sithara Pathirana
Sithara Pathirana (Klima Biennale Wien) sieht die Kunst als Brückenbauerin im Klimaschutz. Sie hilft Visionen greifbar zu machen und die Kluft zwischen Wissen und Handeln zu überwinden.
Sie kann Lösungsansatz sein für bestehende kognitive Dissonanzen: Wir sind uns bewusst, dass wir Verhalten und Systeme verändern müssen, doch tun dies oft nicht. Kunst lässt uns Dinge emotional erleben und zeigt uns eine Gesellschaft auf, in der wir tatsächlich leben wollen („transformative power of art“). Die Klima Biennale Wien macht den Klimawandel, seine Folgen und Lösungsansätze für alle zugänglich und spürbar.
„We need truly democratic societies to create a sustainable transition.“
Luisa Neubauer
Luisa Neubauer (Fridays for Future) hebt die Bedeutung von Aktivismus und der erfolgreichen Mobilisierung von Menschen für einen gemeinsamen Zweck hervor. Sie reflektiert Erfolge und Herausforderungen der Klimabewegung, besonders in der Kommunikation von Visionen. Anfangs setzte die Bewegung stark auf Fakten („listen to the science“), musste jedoch lernen, dass Emotionen und klare Zukunftsbilder überzeugender sind. Sie zieht eine Parallele zur Autoindustrie, die mit Freiheit und Prestige statt mit Technik wirbt. Ihr Aufruf: Die Klimabewegung muss ihre Ziele als erstrebenswerte Visionen präsentieren – ein „gutes Leben für alle“ emotional spürbar machen.

Wie gehen wir mit steigender Polarisierung, speziell auch im Bezug auf Themen des Klimawandels, um? Wie erreichen wir Personen, die historisch schwierig zu erreichen sind?

Luisa Neubauer beschreibt einen entscheidenden „Tipping Point“ in der Mobilisierung von Fridays for Future: Der Wandel von „Bitte mach mit!“ hin zu „Fear of Missing Out“ (FOMO) – der Angst, etwas zu verpassen, wenn man bei einem Protest nicht dabei ist. Der größte Antrieb von Firdays for Future war nicht nur der Klimaschutz, sondern das Gefühl, Teil einer Bewegung zu sein, die gegen etablierte Machtstrukturen aufsteht. Sie ruft dazu auf, dieses Prinzip auch in Organisationen und Institutionen zu nutzen: Wer den Klimawandel ignoriert, verpasst die Zukunft.

„It takes a village to change democracy.“
Luisa Neubauer

Infos auf einen Blick

3. Veranstaltung, 28. August 2024, 9:00 Uhr

Ort: Congress Center Forum Alpbach
Teilnehmer*innen:
  • Roxana Dela Fiamor, E3G
  • Sithara Pathirana, Klima Biennale Wien
  • Luisa Neubauer, Fridays for Future

Moderation: Johannes Lutter (Urban Innovation Vienna)