Wie wir leben, wenn wir das Klima gerettet haben

Zwischen Zuversicht, Kultur und Humor – wie wir gemeinsam die Zukunft gestalten können

Globale Herausforderungen erfordern kollektives Handeln – doch wie gelingt das angesichts divergierender individueller, gesellschaftlicher und politischer Prioritäten?

Diese Frage stand im Zentrum einer lebendigen Diskussion im Filmquartier Wien mit Kulturhistorikerin Eva Horn, Sachbuchautor Roger Hackstock und Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.

„Im 18. Jahrhundert ist das Thema Klima den Menschen noch viel mehr unter die Haut gegangen.“
Eva Horn

Eva Horn machte deutlich: Klima war einst gelebter Alltag – spürbar in Luft, Wetter, Jahreszeiten. Heute fehlt oft dieses unmittelbare Gespür. Die Covid-19 Pandemie habe kurz daran erinnert, wie sehr unsere Lebensrealität mit dem Atmosphärischen verbunden ist. Horn plädierte dafür, Umwelt als Grundbedingung politischen Denkens zu verstehen – und Emotionen wie Wut als Motor für Veränderung ernst zu nehmen. Auch das Aushalten negativer Gefühle sei Teil eines kollektiven Reifungsprozesses.

„Humor und Einsatz gegen die Klimakrise haben nicht Spaß zum Ziel, sondern wollen Zuversicht anregen. Denn Zuversicht braucht Handeln und Selbstvertrauen.“
Roger Hackstock

Roger Hackstock betonte die Rolle von Kunst, Humor und kulturellem Ausdruck als Zugang zur Klimathematik. Kunst müsse nicht belehren, sondern berühren, inspirieren und Verantwortung spürbar machen. Humor könne Ängste abbauen und Mut machen. Klimaneutrales Verhalten sei noch kein Mainstream – um das zu ändern, brauche es mutige politische Schritte, die klimafreundliches Handeln zum einfachen, bevorzugten Weg machen.

„Die Klimabewegung muss eine Demokratiebewegung sein, damit wir das gemeinsam schaffen können.“
Jürgen Czernohorszky

Für Jürgen Czernohorszky liegt die Stärke von Kunst im Auslösen gemeinschaftlicher Dynamiken. Die Veranstaltungsreihe Wien New Deal habe bereits gezeigt, wie abstrakte Fragen durch Begegnung konkret und handlungsnah werden. Politik könne dabei eine klare Richtung geben – nicht mit fertigen Lösungen, sondern mit einer Mission, die Orientierung bietet. 

Auch aus dem Publikum kamen klare Botschaften: Es braucht neue Ideen für ein gutes Leben – und zwar für alle. Wien bringe als Stadt und Stadtgesellschaft großes Potenzial mit, nicht zuletzt durch viele engagierte Gruppen, die bereit sind zu handeln. Wichtig sei es, auch Menschen außerhalb etablierter Diskursräume anzusprechen. Nur so könne echte Gemeinschaft entstehen – mit neuen, solidarischen Perspektiven auf Zusammenleben und Zukunft.

Gemeinsinn spielt dabei eine zentrale Rolle: Wie wir miteinander und mit der Welt umgehen, entscheidet über unsere Zukunftsfähigkeit. Wien – als oft genannte lebenswerteste Stadt – zeigt, dass ein gutes Leben heute schon möglich ist. Grundlage dafür ist eine solidarische Gesellschaft und das Vertrauen in positive, motivierende Zukunftsbilder.

Infos auf einen Blick

Veranstaltung, 10.04.2025, 18:00
Ort: Filmquartier Wien

Teilnehmer*innen:

  • Eva Horn, Kulturhistorikerin
  • Roger Hackstock, Sachbuchautor
  • Jürgen Czernohorszky, Stadtrat für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal

Moderation: Veronika Dolna-Gruber (Urban Innovation Vienna)